Kommen Fusionskraftwerke nicht zu spät?



Heute deckt die Welt ihren Energieverbrauch zu über 90 Prozent aus fossilen Quellen – durch Kohle, Erdöl und Erdgas. Die Internationale Energieagentur erwartet in den kommenden 20 Jahren eine Zunahme der fossilen Energieerzeugung. Der Anteil Erneuerbarer Energien kann auch bei stärkster Förderung weltweit nur langsam steigen. Auch im Jahr 2050 werden daher zahlreiche fossile Kraftwerke arbeiten, die ohne Veränderung des Stromsystems von umweltfreundlichen Fusionskraftwerken ersetzt werden könnten.

Wenn die Fusion ihre günstigen Umwelteigenschaften verwirklichen kann, könnte sie mit ihrem nahezu unerschöpflichen Brennstoffreservoir eine der Stützen einer nachhaltigen Energieversorgung werden. Mit etwa 1500 Megawatt elektrischer Leistung würden Fusionskraftwerke im Versorgungssystem der Zukunft vor allem die Grundlast bedienen. Damit ließen sie sich wie heutige Großkraftwerke in das Verbundsystem der Stromversorgung einbinden.  Auch in einer stark von erneuerbaren Energien dominierten Stromwirtschaft fänden Fusionskraftwerke ihren Platz – als Puffer für die von der Witterung abhängigen Wind- und Sonnenkraftwerke. Ebenso könnten sie zur Wasserstofferzeugung genutzt werden.

Eine Studie zur Entwicklung des europäischen Energiemarktes ab 2050 zeigt, dass Fusion als neue und vergleichsweise kapitalintensive Technologie dann in den europäischen Markt eindringen kann, wenn der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid deutlich reduziert werden soll. Dann könnte Fusion im Jahr 2100 etwa 20 bis 30 Prozent des europäischen Strombedarfs decken. (Lako et al., Long-term scenarios and the role of fusion power, ECN-C--01-053, Energieonderzoek Centrum Nederland (ECN), (.pdf 890 kB))

Die Bedeutung der Option Fusion wird vor allem im globalen Blickwinkel deutlich: In Ländern mit rasant steigender wirtschaftlicher Aktivität wie Indien und China sind in den nächsten Jahrzehnten vor allem Kohlekraftwerke geplant. Anlagen und Infrastruktur sind auf Lebenszeiten von etwa 40 Jahren ausgelegt – zu dieser Zeit sollten erste Fusionsdemonstrationskraftwerke mit ihrer neuartigen Stromerzeugungsmethode beginnen.

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