Richtfest im IPP-Teilinstitut Greifswald

Feier am 24. August 1998 / plangemäßer Baufortschritt

20. August 1998
Am 24. August 1998 findet im Teilinstitut Greifswald des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) das Richtfest für die neuen Institutsgebäude statt. Bauleute und zukünftige Nutzer feiern im Beisein des Bundesforschungsministers, Dr. Jürgen Rüttgers, des Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Berndt Seite, der Kultusministerin, Regine Marquardt, Vertretern der Europäischen Union, der Hansestadt Greifswald und Universität Greifswald sowie mit Gästen aus der Region und aus ganz Deutschland den erreichten Baufortschritt.

Seit der Grundsteinlegung im Juni 1997 sind die Bauarbeiten genau im Plan vorangeschritten. Der Rohbau der Hauptgebäude - Experimentierhalle sowie drei Bürogebäude - ist inzwischen fertiggestellt. Besonders ins Auge fiel während der Bautätigkeiten die 25 Meter hohe Experimentierhalle, in der später die Fusionsanlage Wendelstein 7-X stehen wird. Mittlerweile sind die drei Flügel der Bürogebäude in ähnliche Höhen gewachsen. Das wellenförmige Dach, das die Gebäude gemeinsam überdeckt, wird voraussichtlich im November aufgesetzt. Dann werden auch die benachbarten technischen Gebäude im Rohbau fertiggestellt sein. Obwohl alle Bauaufträge europaweit ausgeschrieben wurden, konnte ein großer Anteil des Auftragsvolumens von Firmen in den neuen Bundesländern gewonnen werden, allein mehr als 60 Prozent von Firmen mit Hauptsitz oder Niederlassung in Mecklenburg-Vorpommern.

Das IPP-Teilinstitut Greifswald wird später rund 300 Mitarbeiter beschäftigen. Zusammen mit den vorerst noch in Garching und Berlin stationierten Mitarbeitern, zu denen auch Erfahrungsträger aus dem laufenden Stellaratorprojekt zählen, sind inzwischen 105 Stellen besetzt, darunter 34 neu eingestellte Mitarbeiter aus Mecklenburg-Vorpommern. In vorläufig gemieteten Büroräumen in Greifswald arbeiten bereits 21 Personen. Sie gehören zur Gruppe "Standortentwicklung", die für den Aufbau der Gebäude verantwortlich ist, und zum Bereich "Stellaratortheorie". Anders als zwei experimentelle Bereiche, die später eingerichtet werden, kommen die Theoretiker ohne Labor und Experimentiergeräte aus; nötig ist lediglich eine schnelle Datenverbindung zu den Großrechnern im Garchinger Rechenzentrum. Als nächstes wird im März 1999 der Bereich "Wendelstein 7-X Aufbau", der die Experimentieranlage aufbaut, vom IPP-Hauptsitz in Garching nach Greifswald umziehen. Bereits seit dem Wintersemester 1996/97 hat mit Vorlesungen von IPP-Wissenschaftlern an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität die Kooperation mit dem Fachbereich Physik der Universität Greifswald begonnen.

Fusionsforschung mit Wendelstein 7-X
Ziel der Fusionsforschung ist es, die Energieproduktion der Sonne auf der Erde nachzuvollziehen: Da die für den Fusionsprozeß nötigen Grundstoffe in nahezu unbegrenzter Menge vorhanden und über die ganze Welt verteilt sind und ein Fusionskraftwerk günstige Sicherheits- und Umwelteigenschaften verspricht, könnte die Fusion einen größeren Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten. Brennstoff ist ein dünnes ionisiertes Gas, ein "Plasma" aus den Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium. Zum Zünden des Fusionsfeuers muß es gelingen, das Plasma wärmeisoliert in Magnetfeldern einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen.

Hier ist Wendelstein 7-X ein Schlüsselexperiment: Die Anlage soll untersuchen, ob Fusionsanlagen vom Typ Stellarator zum Bau eines Kraftwerks geeignet sind. Dazu wird das Experiment ein besonderes Bauprinzip für den Magnetfeldkäfig testen. Das Spulensystem aus 50 speziell geformten, supraleitenden Magnetspulen ist das Kernstück der Anlage. Mit ihrer Hilfe soll Wendelstein 7-X die wesentliche Eigenschaft der Stellaratoren demonstrieren, den Dauerbetrieb. Der erzeugte Magnetfeldkäfig soll ein Plasma einschließen, das mit Temperaturen bis 50 Millionen Grad überzeugende Schlüsse auf die Kraftwerkseigenschaften der Stellaratoren ermöglicht, ohne ein bereits energielieferndes Fusionsplasma herzustellen. Die Anlage wird daher auch ohne den radioaktiven Brennstoffbestandteil Tritium experimentieren. Hierfür sind nur wesentlich größere Anlagen geeignet. Informationen über das Verhalten eines brennenden Plasmas sollen von dem in weltweiter Zusammenarbeit geplanten Internationalen Thermonuklearen Experimentalreaktor ITER gewonnen werden.

Das gesamte Investitionsprogramm für das IPP-Teilinstitut Greifswald (Experiment, Diagnostik, Gebäude) beläuft sich auf beinahe 600 Millionen DM. Hierzu stellt das Land Mecklenburg-Vorpommern allein rund 120 Millionen DM für die nötige Infrastruktur bereit. Von den verbleibenden etwa 480 Millionen DM trägt die Europäische Union im Rahmen des Europäischen Fusionsprogrammes etwa ein Drittel (für das Experiment Wendelstein 7-X sogar 45 Prozent). Die restlichen zwei Drittel finanzieren der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern im Verhältnis 9:1. Die Gebäude werden im Jahr 2000 fertiggestellt sein; Betriebsbeginn für das Experiment ist voraussichtlich 2005.

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