Fusions-Branchentreffen von Forschung und Industrie in Garching mit Premierenauftritt zweier Start-up-Initiativen

Rund 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und Forschung sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) trafen sich am 8. Dezember zum 2. Forum FUSION Deutschland.

12. Dezember 2022

Die Veranstaltung wurde diesmal am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching ausgerichtet. Zu den Teilnehmern gehörte auch der neue ITER-Generaldirektor Pietro Barabaschi. Zwei neue deutsche Start-up-Initiativen stellten ihre Pläne für die Entwicklung eines kommerziellen Fusionskraftwerks erstmals der Öffentlichkeit vor.

Das FORUM Fusion Deutschland ist eine Veranstaltungsreihe, die Vertreter aus öffentlicher Forschung und der in der Fusion aktiven Industrie zusammenbringt. Veranstalter ist das vom BMBF geförderte deutsche Fusion Industrial Liaison Office (FILO), in dessen Namen FILO-Officer Heinz-Ullrich Kraft rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen konnte. Beim zweiten Treffen dieser Art wies Gastgeberin Prof. Sibylle Günter, Wissenschaftliche Direktorin des IPP, auf die enorme Dynamik hin, die die Fusionsbranche gerade erlebt. Mit insgesamt mehr als vier Milliarden Dollar fördern private Investoren in den USA Fusions-Start-ups. Dr. Peter Schroth, Leiter des für Fusion zuständigen Referats im BMBF, berichtete, dass die Dynamik in der Fusionsbranche im Ministerium sehr positiv wahrgenommen werde. Er betonte, wie wichtig es sei, die Industrie frühzeitig auf dem Weg zu einem kommerziellen Fusionskraftwerks einzubinden.

Dr. Hans Altfeld, Leiter des Project Control Office beim im Bau befindlichen internationalen Fusionsexperiment ITER berichtete über aktuellen Stand des Projekts in Südfrankreich. Dabei erklärte er auch, wie kleinere deutsche Mittelständler sich erfolgreich um Aufträge bei ITER bewerben können. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung war es ein wichtiges Thema, wie kleinere deutsche Unternehmen den Aufwand der komplexen europäischen Ausschreibungsregeln genügen können. Dazu äußerten sich Vertreter von Fusion for Energy, derjenigen Organisation, die die europäischen Beiträge zu ITER leitet und koordiniert.

Pietro Barabaschi, seit September Generaldirektor von ITER, berichtete, wie er derzeit daran arbeitet die Organisationsstruktur des Projekts neu aufzustellen.

Eine Industrieinitiative für den Bau eines kommerziellen Fusionskraftwerks stellte sich in Garching erstmals der Öffentlichkeit vor. Mehrere europäische Unternehmen, die bereits seit Jahren Technologien für Fusionsexperimente entwickeln und liefern, haben dazu die Gauss Fusion GmbH gegründet. Zu ihnen gehören Bruker, Research Instruments, Alsymex, ASG Supercoductors, und IDOM. „Technisch sind wir ein Start-up, aber de-facto handelt es sich um eine Industrieinitiative aus sehr erfahrenen Partnern“, sagte Frank H. Laukien, Beiratsvorsitzender von Gauss Fusion und im Hauptberuf CEO des Unternehmens Bruker. „Unser Ziel ist es, nach einer Analysephase von zwei Jahren in 20 Jahren ein europäisches Fusionskraftwerk zu bauen.“ Er strebt eine Public Private Partnership mit den besten europäischen Forschungsinstituten an. Es gehe darum, die europäische Energieunabhängigkeit zu sichern.

Der IPP-Physiker Jorrit Lion präsentierte eine zweite Start-up-Initiative: das in Gründung befindliche IPP-Spin-off Proxima Fusion. Die beteiligten Wissenschaftler wollen in Kooperation mit dem IPP das Design für einen optimierten Stellarator entwerfen, das zu einem kommerziell nutzbaren Fusionskraftwerk führen soll.

Das nächste Forum Fusion wird am 5. Juni 2023 in Berlin stattfinden.

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