IPP-Direktorin Sibylle Günter begrüßt Positionspapier des Bundesforschungsministeriums zur Fusion

Das heute vorgestellte Papier umreißt Handlungsfelder und mögliche strategisch ausgerichtete Maßnahmen in der Magnet- und Laserfusionsforschung. Sie sollen die Grundlage für ein zu erarbeitendes neues Förderprogramm des Ministeriums bilden.

22. Juni 2023

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat heute gemeinsam mit Prof. Sibylle Günter, Wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP), das „Positionspapier Fusionsforschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin vorgestellt. Das Papier sei die Grundlage für eine strategische Neuausrichtung der nationalen Fusionsforschung und für den Weg zu einem ersten Kraftwerk, sagte Stark-Watzinger. „Die Fusionsforschung erfährt in jüngster Zeit eine Dynamik, wie es sie so seit den Anfängen der Forschung vor etwa 70 Jahren nicht gegeben hat“, so die Ministerin.

 

Das Positionspapier erwähnt dabei explizit den Erfolg in der Laserfusion im Dezember 2022 an der National Ignition Facility (NIF) des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien. Das Verfahren sei „jedoch bei weitem noch nicht für eine industrielle Anwendung in Fusionskraftwerken geeignet“. Weiter schreibt das BMBF: „Bei der Magnetfusion handelt es sich um den international am weitesten fortgeschrittenen Ansatz der zurzeit die wesentliche Rolle in Forschung und Wirtschaft spielt.“ Das stark gestiegene private Engagement im Bereich der Fusionsforschung zeige, dass das internationale Wettrennen um den ersten Fusionsreaktor längst begonnen habe. „Um den aufgezeigten gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und um die Technologie- sowie Energiesouveränität Deutschlands zu stärken, fördert das BMBF technologieoffen die Erforschung aller dafür geeigneten Ansätze“, heißt es im Positionspapier.

 

IPP-Direktorin Sibylle Günter freute sich über die Unterstützung für die Fusion und verdeutlichte: „Deutschland ist bisher besonders stark auf dem Gebiet der Magnetfusion. Unser Tokamak ASDEX Upgrade in Garching hat in vieler Hinsicht Pate gestanden für das Design des ITER-Experiments, das gerade in Südfrankreich in Cadarache gebaut wird. Unser Stellarator Wendelstein 7-X ist mit Abstand der beste Stellarator der Welt. Seine hervorragenden Ergebnisse führen dazu, dass das Stellarator-Konzept als Basis für ein Fusionskraftwerk weltweit gerade immens an Bedeutung gewinnt.“ Günter zeigte sich mit den im Positionspapier genannten Handlungsfeldern sehr einverstanden:

  • „Wir brauchen hervorragenden Nachwuchs und müssen dazu an den Universitäten die Ausbildung in der fusionsorientierten Plasmaphysik und insbesondere im entsprechenden Ingenieur-Bereich verstärken
  • Wir müssen unsere Forschungsanlagen auf einem modernen Stand halten, um in der Fusionsforschung weltweit mit an der Spitze zu bleiben, aber auch um für unseren Nachwuchs attraktiv zu sein
  • Auf dem Weg zu einem Fusionskraftwerk müssen wir uns Gedanken machen um ein Regelwerk, nach dem man ein solches Kraftwerk genehmigen kann
  • Ein Fusionskraftwerk wird nicht allein von Forschungslabors gebaut. Daher freuen wir uns sehr über das gestiegene Interesse der Industrie und der neuen Start-ups. Wir müssen gemeinsam über Modelle sprechen, wie ein Fusionskraftwerk effizient geplant und gebaut werden kann unter Führung von geeigneten Industrieunternehmen, am besten vermutlich im Rahmen von Public-Private Partnership.“
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