Fusionsanlage Wendelstein 7-X ist genehmigt

Fertigungsaufträge können ausgeschrieben werden / Baubeginn in Greifswald Ende 1996

24. Mai 1996
Der Bau des Fusionsexperimentes Wendelstein 7-X kann beginnen. Die Anlage wurde im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München vorbereitet. Wegen der plasmaphysikalischen Bedeutung des Standortes Greifswald und um die Forschung in den neuen Bundesländern zu stärken, soll das Experiment in einem neuen IPP-Teilinstitut in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) entstehen. Eine am 24. Mai 1996 abgeschlossene Verwaltungsvereinbarung bildet den Schlußpunkt eines mehrstufigen Begutachtungs- und Genehmigungsverfahrens im Rahmen des Europäischen Fusionsprogramms.

Die Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie den Kultusministerien der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Bayern sichert den Aufbau von Wendelstein 7-X und die längerfristige Finanzierung der beiden IPP-Institutsteile in Garching und Greifswald.

Von dem Investitionsvolumen für das Experiment von rund 320 Millionen DM übernehmen der Bund sowie das Land Mecklenburg-Vorpommern 55 Prozent im Verhältnis 9:1. Die Genehmigung des Projektes durch die Europäische Union erging - nach umfangreichen Prüfungen - bereits im März. Dabei wurden sowohl die wissenschaftlichen und technischen Inhalte begutachtet als auch die Einbeziehung von Wendelstein 7-X in die Strategie des Europäischen Fusionsprogramms, nämlich das Experiment parallel zu dem in weltweiter Zusammenarbeit geplanten nächsten großen Schritt ITER (Internationaler Thermonuklearer Testreaktor) zu betreiben. Damit ist die Finanzierung der restlichen 45 Prozent der vorgesehenen Kosten im Rahmen des laufenden Europäischen Forschungs- und Entwicklungsprogramms gesichert. Es wird erwartet, daß das europäische Fusionsprogramm seinen Finanzierungsanteil auch in den folgenden Rahmenprogrammen bereitstellen wird.

Mit der nun geschlossenen Vereinbarung für Wendelstein 7-X können die Ausschreibungen an die europäische Industrie sofort beginnen. Dabei dokumentiert die namhafte europäische Beteiligung an dem Experiment den bedeutenden Beitrag der deutschen Fusionsforschung für das europäische Programm. Etwa im Jahr 2004 wird die neue Anlage in Greifswald in Betrieb gehen, wo dann rund 300 Mitarbeiter beschäftigt sein werden.

Wendelstein 7-X ist ein Schlüsselexperiment für die Fusionsforschung: Es soll die mit Fusionsanlagen des Typs Stellarator mögliche Konzeptverbesserung zeigen, die bisherige grundlegende Schwierigkeiten vermeidet. Ziel der Fusionsforschung ist es - ähnlich wie die Sonne - Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen zu gewinnen und Strom zu erzeugen. Um das Fusionsfeuer zu zünden, muß der Brennstoff - ein Plasma - in Magnetfeldern berührungsfrei eingeschlossen und auf hohe Temperaturen aufgeheizt werden. Dazu untersucht Wendelstein 7-X eine neuartige Anordnung aus 70 speziell geformten und supraleitenden Magnetspulen, die einen verbesserten Magnetfeldkäfig erzeugen sollen.

Isabella Milch

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