Professor Friedrich Hertweck emeritiert
Wegbereiter des Supercomputing in Deutschland
Eine Übersicht über sein Lebenswerk gibt zugleich Einblick in die Rechner-Entwicklung der vergangenen 40 Jahre: Als im Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen in den Aufbaujahren nach dem Krieg die ersten deutschen Großrechner G 1, G 2 und G 3 konstruiert wurden, kam der junge Physiker Hertweck als Diplomand und Operateur an diesen Anlagen in frühzeitigen Kontakt zur Informatik. Ab 1965 Leiter des Rechenzentrums im Garchinger Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, brachte er nacheinander die drei jeweils größten Rechenmaschinen der Welt erstmals nach Europa: 1969 kam eine IBM 360/91 nach Garching, 1976 gefolgt von einer AMDAHL V5, drei Jahre später kam der damals leistungsfähigste Rechner, eine CRAY 1 hinzu. Die Lösung immer komplexerer und anspruchsvollerer Rechenprobleme wurde so ermöglicht.
Die Bemühung Hertwecks sowohl um neue Rechnerarchitekturen als auch um deren optimale Programmierung ebnete zahlreichen Nutzern des Rechenzentrums den Weg von den klassischen Skalarrechnern über die neue Architektur der Vektorrechner bis hin zu den heute schnellsten Maschinen, den Parallelrechnern. Lag in den 70er Jahre die Prozessorgeschwindigkeit der Computer noch unter 10 Millionen Flops (Gleitkomma-Operationen pro Sekunde), so erreicht heute der Parallelrechner im Garchinger Rechenzentrum - einer der schnellsten Rechner in Deutschland, eine CRAY T3E - das 5000fache.
Neben der Bemühung um die Hardware gingen von Prof. Hertweck ebenso bedeutende Entwicklungen auf dem Software-Gebiet aus. Eine wichtige Systementwicklung für das Garchinger Rechenzentrum war AMOS, das "Advanced multi user operating system". Als das Betriebssystem von Prof. Hertweck und seinen Mitarbeitern entwickelt wurde, waren Systeme dieser Art kommerziell noch lange nicht erhältlich. Es diente dazu, Daten und Programme am Bildschirm gesichert zu bearbeiten und abzuspeichern. Das komfortable AMOS-System wurde 1970 erstmals eingesetzt und brachte eine heute nur noch schwer vorstellbare Erleichterung für die damalige mühsame Arbeitsweise mit Lochkarten und endlosen Datenlisten. In überarbeiteten Versionen war es bis 1990 in Betrieb. Zu Forschung und Entwicklung kommt Prof. Hertwecks Engagement in der Lehre: Seit 28 Jahren unterrichtet er das Fach Informatik an der Technischen Universität München.
Isabella Milch