Schnellster Superrechner Deutschlands im Rechenzentrum Garching

Supercomputer für Garchinger Rechenzentrum / 3800 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde

13. März 2003
Der zur Zeit schnellste Superrechner Deutschlands hat kürzlich seinen endgültigen Platz in einem neuen Erweiterungsbau des Rechenzentrums Garching gefunden, das von der Max-Planck-Gesellschaft und dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) gemeinsam betrieben wird.

Der neue IBM-Großrechner, ein System aus 24 mit einander vernetzten "Regatta"-Knoten, kann in einer Sekunde bis zu 3800 Milliarden Gleitkomma-Operationen abarbeiten (3,8 Teraflop/s (Floating point operations per second)). Angeliefert wurde der neue Rechner in zwei Stufen über einen Zeitraum von sechs Monaten; in der aktuellen 20. Top 500-Liste wird er als leistungsfähigster Supercomputer Deutschlands geführt.

Die in der über 40-jährigen Großrechner-Tradition am IPP erreichte Leistungssteigerung ist gewaltig: Der neue Computer verfügt über die mehr als zehnfache Rechenleistung des Vorläufers, einer Cray T3E, die innerhalb der letzten fünf Jahre von Platz sieben der Weltrangliste – und Platz eins in Deutschland – auf den 176. Rang abgedrängt wurde. Den ersten IPP-Hochleistungsrechner von 1962 – damals ebenfalls Weltspitze – übertrifft der heutige Supercomputer um das Zehnmillionenfache.

Mit der rasant wachsenden Rechengeschwindigkeit werden immer neue Fragestellungen der numerischen Modellierung zugänglich: Je schneller ein Computer große Datenmengen umwälzen kann, desto kompliziertere Probleme kann er lösen. So werden mit dem neuen Rechner Turbulenzen im Plasma simuliert, um die Teilchenbewegung in einem Fusionsplasma im Detail zu verstehen – Rechnungen, die mit dem Vorgänger nicht möglich gewesen wären. Ein weiteres Beispiel für die Computernutzung im IPP ist die numerische Optimierung des Fusionsexperiments Wendelstein 7-X, das gegenwärtig im IPP-Teilinstitut Greifswald aufgebaut wird: Hier war der Fortschritt der Forschung unmittelbar verknüpft mit der Leistungsfähigkeit der Rechenanlagen. Ohne die schnellen Supercomputer wäre die Berechnung der Anlage nicht möglich gewesen.

Neben dem IPP nutzen auch andere Institute der Max-Planck-Gesellschaft den neuen Rechner. Großanwender ist zum Beispiel das Garchinger MPI für Astrophysik, das Supernova-Explosionen berechnet oder die Materieverteilung im Kosmos nach dem Urknall simuliert. Am MPI für Chemie in Mainz wird der Supercomputer für die Entwicklung von globalen Klimamodellen genutzt. Die umfangreichen Rechenprogramme des Mainzer MPI für Polymerforschung simulieren die Erstarrung von Kunststoffen, das MPI für Festkörperforschung in Stuttgart und das Berliner Fritz-Haber-Institut in Berlin nutzen den Rechner auf dem Gebiet der Materialforschung.

Zur Redakteursansicht