Tag der Offenen Tür auf dem Forschungsgelände Garching

Forschung und Wissenschaft live!

29. September 1995
Die kleinsten wie die größten Objekte vom Atombaustein bis zum Weltraum werden hier untersucht, extreme Temperaturen von vielen Millionen Grad bis tief hinunter zum absoluten Nullpunkt sind hier zu messen, Grundlagenforschung und ihre vielfältigen Anwendungen werden hier betrieben: Auf dem Forschungsgelände in Garching bei München - mit rund 4000 Beschäftigten eines der großen Wissenschaftszentren Europas - wo am Samstag, den 7. Oktober 1995 ein Tag der Offenen Tür stattfindet.

Von 9.00 bis 16.00 Uhr sind folgende Einrichtungen für Besucher geöffnet:Die Max-Planck-Institute für Astrophysik, für Plasmaphysik, für extraterrestrische Physik und für Quantenoptik, die Europäische Südsternwarte, das Walther-Meißner-Institut für Tieftemperaturforschung sowie - von der Technischen Universität München - das Beschleunigerlaboratorium, das Bayerisches Zentralinstitut für angewandte Energieforschung, das Walter-Schottky-Institut, das Institut für Radiochemie und ein Informationsstand zum Forschungsreaktor München II.

Das Forschungsgelände Garching ist über die Autobahn München-Nürnberg, Ausfahrt Garching-Nord zu erreichen oder von der U-Bahn-Station Studentenstadt (U 6) mit dem MVV-Bus 290, der an diesem Tag im Halbstunden-Takt bis zum Forschungsgelände verkehrt. Im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik steht ein Kindergarten für die jüngsten Gäste zur Verfügung. Außerdem kann man in der dortigen Kantine gut und preiswert essen.

Ziel der Fusionsforschung im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) ist es, die Energieproduktion der Sonne auf der Erde nachzuvollziehen: Ein Fusionskraftwerk soll Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen gewinnen. Hierzu werden im IPP die Großanlagen ASDEX Upgrade und Wendelstein 7-AS gezeigt. Filmvorführungen und Informationsstände unterrichten über die gegenwärtige Fusionsforschung und zukünftige Vorhaben sowie die zu erwartenden Umwelt- und Sicherheitseigenschaften eines Fusionskraftwerks.

Im Max-Planck-Institut für Astrophysik werden auf Plakaten, in Simulationen auf dem Computer und in Lichtbildvorträgen die Arbeitsgebiete des Instituts vorgestellt, von der Sonne über Kometen, Sterne, Galaxien bis zur Struktur des Universums. Diaserien und Videos werden einen Überblick über die astronomische Forschung geben, eine "Astro-Sprechstunde" bietet die Möglichkeit, sich über Detailfragen zu informieren.

Das Arbeitsgebiet des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik umfaßt die weitreichenden Möglichkeiten, die sich mit dem "neuen Licht" des Lasers für das Verständnis atomarer und molekularer Strukturen und Prozesse ergeben. Dabei geht es zum einen um physikalische Grundlagenforschung, zum anderen auch um den Laser als hervorragendes Werkzeug der Spektroskopie, der physikalischen Chemie und der Plasmaphysik.

Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik befaßt sich mit der experimentellen und theoretischen Erforschung physikalischer Phänomene in der Umgebung unserer Erde und mit der Weltraumastronomie in den Bereichen der Infrarot-, Röntgen- und Gammastrahlung. Aktuelle Projekte sind die Satellitenmissionen CLUSTER und SOHO (Plasmaphysik des erdnahen Weltraumes), der Röntgensatellit ROSAT, das Gammastrahlenobservatorium GRO, der Infrarot-Satellit ISO, Infrarotmessungen von Flugzeugen und vom Boden sowie optische Beobachtungen des Polarlichts. Diese Projekte und zukünftige Vorhaben werden anhand von Schautafeln, Modellen, Prototypen und Filmen vorgestellt.

Die Europäische Südsternwarte ist eine zwischenstaatliche europäische Organisation für die astronomische Erforschung der südlichen Hemisphäre. Außer Filmvorführungen und Postern zeigt sie unter anderem ihr Bildauswertungszentrum, eines der modernsten seiner Art in Europa.

Das Walther-Meißner-Institut für Tieftemperaturforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich mit der Erforschung der physikalischen Eigenschaften der Materie bei tiefen Temperaturen (vor allem Supraleitung und Magnetismus), sowie auch mit Neuentwicklungen in der Kryotechnik. Gezeigt werden einzelne Laboratorien und Werkstätten, sowie auch ein Demonstrationsexperiment mit flüssigem Helium und Supraleitung.

Der Forschungsreaktor (FRM) der Technischen Universität München soll durch eine neue leistungsfähige Neutronenquelle, den FRM-II, ersetzt werden. Im Foyer des Physik-Departments werden die Planungen des FRM-II und die Forschung mit Neutronen anhand von Schautafeln, Anschauungsobjekten, Filmen und Vorträgen vorgestellt.

Im Institut für Radiochemie werden Proben auf ihre künstliche und natürliche Radioaktivität untersucht. Der Nachweis chemischer Elemente mit Hilfe der Neutronenaktivierungsanalyse ist äußerst empfindlich, genau und in vielen Fällen vorteilhaft. Gezeigt werden moderne Meßtechniken der Umweltanalytik und Laborausstattung wie Handschuhboxen, Heiße Zellen und Strahlungsmeßtechnik.

Forschungsschwerpunkt des Bayerischen Zentrums für angewandte Energieforschung e. V. ist die Weiterentwicklung unterschiedlicher Wärmepumpen, insbesondere Absorptionswärmepumpen, zur umweltfreundlichen Nutzbarmachung von Rest- oder Abwärme. Die Nutzung von Solarwärme, Biomasse oder Reststoffen wird dabei zunehmend in den Vordergrund treten. Das Ziel ist die Markteinführung innovativer, umweltfreundlicher und ressourcenschonender Systeme. Diese Entwicklungsarbeiten sind eingebettet in ganzheitliche Studien zur energetischen Optimierung von Energieumwandlungssystemen und Energieverbrauchern.

Am Beschleunigerlaboratorium der Universität München und der Technischen Universität München können Atomkerne auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigt werden. Für Protonen werden 25 Prozent, für Gold-Kerne noch fünf Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht. Damit lassen sich Stoßprozesse zwischen Atomkernen und Atomen im Bereich atomarer und subatomarer Dimensionen studieren. Schwerpunkte der Forschungsarbeiten sind: Präzisionsmessungen von Kernmassen und Kernniveauenergien, Materialanalysen dünner Festkörperschichten und die Anwendung der Beschleuniger-Massenspektrometrie in verwandten Gebieten der Naturwissenschaften und der Medizin.

Das Walter Schottky-Institut befaßt sich mit der Erforschung der physikalischen Grundlagen der Halbleiterelektronik. Interessierte Besucher haben Gelegenheit, sich anhand ausgewählter Beispiele über Herstellung, Charakterisierung und moderne Anwendungen verschiedener Halbleitermaterialien zu informieren.

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